In der aktuellen Ausgabe Nr. 03/2018 der Sichtweisen – dem Magazin des DBSV – hat sich unsere Hilfsmittelberaterin Katja Köhn im Servicebereich mit den Alternativen zu handelsüblichen Kalendern bei der Terminorganisation beschäftigt. Mit freundlicher Genehmigung des DBSV können wir Ihnen diesen Artikel wie folgt auch an dieser Stelle zur Verfügung stellen…
Termine Organisieren
Bei einer Vielzahl von Terminen fällt es manchmal schwer, den Überblick zu bewahren. Handelsübliche Kalender sind in der Regel für Menschen mit Seheinschränkungen nicht geeignet, um ihre Termine zu organisieren. Eine Hilfsmittelberaterin beschreibt alternative Möglichkeiten, um die Übersicht zu behalten.
Autor: Katja Köhn
Kalender in Großdruck
Wer über genügend Sehkraft verfügt, kann auf Kalender in Großdruck zurückgreifen. Sie werden von speziellen Verlagen oder Hilfsmittelanbietern angeboten, zum Teil gibt es sie auch im allgemeinen Handel zu kaufen. Bei diesen Modellen ist oft eine Kalenderwoche auf einem Blatt dargestellt. Daneben ist Platz für Notizen. Die Ziffernhöhe des jeweiligen Datums ist größer als bei üblichen Modellen. Die Kalender werden in unterschiedlichen Größen angeboten – vom Taschenkalender in Postkartengröße bis zum Wandkalender in DIN A3. Um die Notizen gut lesen zu können, ist es ratsam, sie mit dicken Faserstiften einzutragen. Dunkle Farben, am besten Schwarz, erhöhen den Kontrast auf dem weißen Kalenderblatt und verbessern die Lesbarkeit.
Etiketten-Lesegeräte
Je nach Sehvermögen kann der Platz im Großdruck-Kalender zu klein sein, um Termine aufzuschreiben oder um sie bei nachlassendem Sehvermögen nach längerer Zeit noch lesen zu können. In diesem Fall kann der Einsatz von Hilfsmitteln wie Etiketten-Lesegeräten sinnvoll sein. Etiketten-Lesegeräte, zum Beispiel „Pennytalks“ oder „Penfriend II“, gibt es bei verschiedenen Hilfsmittelanbietern. Sie ähneln im Aussehen einem dickeren Stift und ermöglichen es, aufgesprochene Informationen einem Etikett zuzuordnen. Auch Angehörige oder Freunde können die Aufsprachen durchführen. Mit Hilfe des Stiftes, dessen Spitze man auf das entsprechende Etikett hält, lassen sich die gesprochenen Notizen wieder abrufen. Die Spezial-Etiketten sind mehrmals verwendbar. Je nach Geräteausführung lassen sie sich löschen oder übersprechen.
Für die Organisation von Terminen wird ein Etikett auf das gewünschte Datum im Großdruck-Kalender geklebt. So lässt sich visuell kontrollieren, an welchem Tag Termine anstehen. Die Einzelheiten dazu, etwa Uhrzeit und Adresse, lassen sich mit Hilfe des Etiketten-Lesegerätes abrufen. Um sich einen noch besseren Überblick zu verschaffen, empfiehlt es sich, die Etiketten auf verschiedenfarbige Kärtchen zu kleben, bevor man sie im Kalender befestigt. So könnte man zum Beispiel grüne Kärtchen für Arztbesuche, rote für den Friseur und blaue für private Termine einsetzen.
Wer keinen Kalender mehr verwenden kann, kann das beschriebene System dennoch nutzen. Die Etiketten lassen sich auch in ein Notizbuch kleben, in dem pro Monat oder Woche ein Blatt genutzt wird. In diesem Fall ist es hilfreich, das Datum mit auf das Etikett zu sprechen.
Braille-Terminkalender
Menschen mit Braillekenntnissen können das beschriebene System in Kombination mit einem Terminkalender in Punktschrift verwenden. Bei Hilfsmittelanbietern und Verlagen gibt es unterschiedliche Terminkalender in Braille. Meist sind sie so aufgebaut: In einem Ordner ist ein Kalendarium für das gesamte Jahr eingeheftet. Jeder Monat hat eine Seite. Bei den meisten Modellen gibt es im Ordner leere Punktschriftblätter für eigene Notizen, die man zum entsprechenden Monat heften kann. Die Leerblätter lassen sich mit Schreibtafel oder Punktschriftmaschine beschriften.
Milestone 312 ACE
Will man nicht mit einem Braille- oder Großdruckkalender arbeiten, gibt es elektronische Hilfsmittel, die über integrierte Kalender verfügen. Dazu zählt der „Milestone 312 ACE“, ein kreditkartengroßes, digitales Abspiel- und Aufnahmegerät mit integriertem DAISY-Player. Sein Terminkalender lässt sich mit fünf Oberflächentasten bedienen. Vor allem die Datumswahl bedarf am Anfang etwas Übung. Mit der Tastatur wählt der Nutzer den gewünschten Tag, Monat und das Jahr aus. Die Auswahloptionen werden mittels Sprachausgabe angesagt. Nun kann entschieden werden, ob zum gewünschten Termin ein Piepton ertönen soll oder eine Sprachnachricht. Die Nachricht lässt sich relativ einfach aufsprechen. Zum festgelegten Termin ist dann zum Beispiel zu hören: „Donnerstag, 29. März, 17 Uhr, Zahnarzt.“
Der Terminkalender des „Milestones“ hat leider keine Erinnerungsfunktion. Eine Erinnerung muss als Extra-Termin festgelegt werden, zum Beispiel zwei Tage vorher. Das Gerät verfügt über die Möglichkeit der Terminvorschau. Man kann sich seine Termine, nach Datum oder Ereignis geordnet, ansagen lassen. Um den Kalender zu verwenden, ist ein Computer nicht zwangsläufig erforderlich. Zur Datensicherung und um andere nützliche Funktionen des Geräts zu nutzen, ist ein PC aber von Vorteil.
Plextalk Pocket Linio
Auch der „Plextalk Pocket Linio“, ein Abspiel- und Aufnahmegerät im Handy-Format mit WLAN-Zugang, hat einen Terminkalender. Er ist etwas komfortabler als der des „Milestones“. Auch hier erfolgt die Auswahl des Datums mit der Tastatur. Da das Gerät eine 10er-Tastatur hat, ähnlich dem Ziffernblock eines Telefons, ist die Eingabe etwas einfacher. Das Datum kann mit der Tastatur eingegeben oder mit Pfeiltasten gewählt werden. Der Text zum Termin kann aufgesprochen werden. Dieser Kalender verfügt über eine Erinnerungsfunktion. Es kann festgelegt werden, ob man mittels Piepton oder aufgenommener Sprachnachricht erinnert werden will. Auch in diesem Kalender können Anwender mit Hilfe der Tastatur abfragen, wann sie Termine haben.
Sowohl der „Milestone 312 ACE“ als auch der „Plextalk Pocket Linio“ sind zwar unabhängig vom Computer nutzbar, man sollte aber bedenken, dass man sich in das Bedienungskonzept eines relativ umfangreichen Gerätes einarbeiten muss. Hat man dies erfolgreich bewältigt, lassen sich weitere Funktionen wie DAISY-Player und Wecker gut nutzen. Beide Geräte werden von verschiedenen Hilfsmittelanbietern vertrieben und kosten etwa 500 Euro.
Digitale Hilfsmittel
Zur Verwaltung von Terminen können auch andere digitale Hilfsmittel verwendet werden. Am PC bietet das MS-Office-Programm „Outlook“ zahlreiche Optionen, um Termine zu speichern. Mit einem Screenreader lässt sich der Outlook-Kalender unkompliziert bedienen. Er verfügt unter anderem über Erinnerungsfunktionen. Außerdem kann man Termine an andere Nutzer versenden.
Auch Smartphones haben mittlerweile eine ausgefeilte Kalenderfunktion. Der iPhone-Kalender mit der Sprachausgabe „Voice-Over“ lässt sich beispielsweise gut bedienen. Dank Sprachassistentin „Siri“ ist es möglich, Termine per Spracheingabe anzulegen und abzurufen.
Diktiergerät
Um Termine aufzusprechen, kann auch ein Diktiergerät genutzt werden. Diese Variante ist hilfreich, wenn es schnell gehen soll, zum Beispiel an der Anmeldung beim Arzt. Zu Hause kann man den Termin dann in den Kalender eintragen. Für diese Nutzung als „Überbrückungsfunktion“ genügt bereits ein Diktiergerät mit geringer Speicher-Kapazität.
Wie man sich organisiert, hängt von der Anzahl der Termine sowie den individuellen Vorlieben und Möglichkeiten ab. Wenn man so viele Termine hat, dass man sie nicht alle im Gedächtnis behalten kann, ist der Einsatz von Terminkalendern, egal ob elektronisch oder in Papierform, bei der Planung und Organisation sinnvoll.
Katja Köhn ist Hilfsmittelberaterin beim Landeshilfsmittelzentrum des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Sachsen, Tel.: 03 51 / 80 90 624, E-Mail: k.koehn@bsv-sachsen.de
(Quelle: Sichtweisen 03/2018 – Das Magazin des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes)